Kent Haruf, ein großartiger und leider bereits verstorbener amerikanischer Autor, hat insgesamt sechs Romane geschrieben und erst jetzt ist sein erster Roman, lange nach den anderen fünf, in Deutschland erschienen. Alle Geschichten spielen in der Kleinstadt Holt und so auch der erste Roman ‚Das Band, das uns hält‘. 

Erzählt wird die Geschichte von Sanders Roscoe, einem sympathischen und schlagfertigen Farmer, der der Nachbar der Familie Goodnoughs ist, um die es hier geht: Die 80 jährige Edith Goodnough wird verhaftet, weil sie im Verdacht steht ihren Bruder umgebracht zu haben. Um die ganzen Hintergründe zu verstehen, wird die Geschichte bis hin zum Kennenlernen von Ediths Eltern aufgerollt. Edith hat kein einfaches Leben geführt, aufgewachsen mit einem tyrannischen Vater, einer schwachen, depressiven Mutter, die früh verstarb, hat sie sich um alles gekümmert. Der Haushalt, die Versorgung des jüngeren Bruders und die ständigen Stimmungsschwankungen, Wutausbrüche und Unterdrückungen des despotischen Vaters setzen Edith sehr zu. Als sie sich verliebt, sieht sie sich schon der Farm und der Tyrannei des Vaters den Rücken kehren, doch alles kommt ganz anders. 

Harufs Erzählstil fesselt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite. Die einfachen, alltäglichen Dinge und Sorgen der Bewohner Holts werden aufgegriffen und mit solch einer Intensität beschrieben, der man sich nicht mehr entziehen kann. Man hat das Gefühl alle zu kennen, besonders nachdem man die fünf bereits erschienenen Romane  gelesen hat und einige Bewohner Holts immer mal wieder trifft.

Ich bedauere es sehr, dass Kent Haruf schon 2014 verstorben ist und seiner großen Leser-Fangemeinde keine neuen Geschichten aus dieser liebenswerten, fiktiven Kleinstadt mehr berichten kann.

Kent Haruf

Das Band, das uns hält

übersetzt von Pociao und Roberto de Hollanda

Diogenes Verlag, ISBN 978-3-257-07229-7